

Wird gesucht
Hilfe für die Ukraine
Humanitäre Katastrophe in der Ukraine
Der 24.02.2022 hat sich unauslöschlich in die Seele und das Gedächtnis der Ukrainer sowie der übrigen Weltbevölkerung eingebrannt, als plötzlich am Morgen der Krieg begann. Die Berichte und Bilder zeugen von der grossen Brutalität und Grausamkeit des Krieges und machen fassungslos.
Über 2 Millionen Menschen sind bereits geflüchtet (UNHCR, 08.03.2022), über eine Million davon nach Polen. Viele suchen in den verschiedenen Ländern Zuflucht bei Verwandten und Bekannten. Die UNHCR spricht von einem wahren Exodus. Laut WHO droht eine Nahrungsmittelknappheit. Die Solidarität weltweit, ebenso in der Schweiz, ist enorm.
Auch die Pallottiner der Pfarrgemeinde Gersau, Pater Adrian Willi SAC und Pater Andrzej Sliwka SAC, engagieren sich, um die Menschen und ihre Mitbrüder in der Ukraine und Polen zu unterstützen.
Text: Hildegard Camenzind/Kirchenrat Gersau
Aushalten im Kriegsgebiet
Pallottiner arbeiten seit vielen Jahren in der Ukraine. Dort befinden sich zwei Pfarrgemeinschaften in Odessa, eine in Kiew und Lemberg und fünf in anderen kleineren Städten in der Zentralukraine. Derzeit leben zwanzig Pallottiner in der Ukraine und halten zusammen mit den Menschen in dieser unerträglichen Situation aus. Zwei von ihnen können seit Kriegsbeginn aber nicht mehr einreisen und helfen nun als Dolmetscher und Priester den ankommenden Flüchtlingen in Polen. Ausserdem organisieren die Pallottiner in Polen Materialspenden für die Menschen im Kriegsgebiet und Unterkünfte für die vielen Vertriebenen.
Bericht vor Ort
Pater Vyacheslav Grynievytsch, Delegierter für die Ukraine, ist auch für die Caritas Spes in der Ukraine tätig. Er berichtet, dass die Pallottiner sich nun verteilt hätten und an diversen Orten aushelfen. Auch in Kiew, um weiter zu berichten und zu helfen.
Von anderen Patres erfahren wir, dass in Kiew jeden Abend aus Angst vor Bombardements, Menschen in der Kirche Schutz suchen. Die Angst vor Einkesselung und dem abgeschnitten sein von der Welt ist gross.
In Lemberg halten Flüchtlinge an, um sich für den weiteren Marsch auszuruhen und zu verpflegen. Oft beträgt die Wartezeit an der Grenze 40 Stunden. Die Männer bringen Frauen, Kinder, Familien dorthin und kehren dann wieder auf eigene Faust zurück, um ihre Heimat zu verteidigen.
Im einem Flüchtlingshaus der Pallottiner, befinden sich 40 krebskranke Kinder mit ihren Eltern. In einem in der Nähe auf Onkologie spezialisierten Krankenhaus können sie nun behandelt werden. Im Haus der Provinzleitung (Warschau) kommen jeden Tag hunderte bis tausende Menschen an. Man fühle sich wie im Kriegslazarett. Auch hier seien viele Frauen, Kinder und ältere Menschen. Auch viele Leute aus der Umgebung würden mit allem was sie haben, helfen.
Waisen in Sicherheit
Lange war nicht klar, ob das Waisenhaus der Pallottiner mit seinen 12 Waisen aus der Ukraine evakuiert werden kann. Auf Anfrage konnte nun bestätigt werden, dass alle Kinder im Alter von 2 bis 15 Jahren, in Begleitung eines Paters und Nonnen und nur mit den nötigsten Sachen bepackt, nach einem zweitägigen Fussmarsch über die Grenze, in einem der Häuser der Pallottiner in Polen eingetroffen sind. Der Pater kehrte zurück, um wieder vor Ort zu helfen.
Traumatisierte Kinder
Kinder sind im Krieg eine der verletzlichsten Gruppen und den vielfältigsten Gefahren ausgesetzt. Betroffen sind vor allem unbegleitete Minderjährige. Krieg macht sie zu «menschlichem Treibgut» (UNICEF) und allzu oft sind sie leichtes Opfer krimineller Strukturen (Europol). Bereits jetzt warnt UNICEF davor.
Kinder sind besonders durch erfahrene Kriegs- und Fluchterfahrungen traumatisiert, auch durch Erlebnisse, von denen sie Zeugin oder Zeuge wurden. Symptome von Traumata treten oft erst dann auf, wenn die Umgebung stabiler ist (SRK, 2022). Eine schnelle und unbürokratische Hilfe ist daher nötig, damit sie in geschützter Umgebung zur Ruhe kommen können.
Kinderzeichnungen geben oft Einblick in diese erfahrenen und beobachteten Erlebnisse. Weltweit gleichen sich Kinderzeichnungen von Krieg betroffenen Kindern und sprechen in trauriger Weise für sich.
Hier schreiben sie an die «Verteidiger der Ukraine» und «ich liebe die Ukraine». Kinder wünschen sich (weltweit) nur eines: Frieden.
Bedeutung unbürokratischer Hilfe
Der Bundesrat entscheidet in Kürze über die Aktivierung des Status S (vorübergehender Schutz). Er wurde vor 20 Jahren aus Anlass der Jugoslawien-Kriege geschaffen und soll bei Massenfluchtsituationen aktiviert werden, was aber bisher nie geschah. Gemäss Asylgesetzt, stellt er keine Aufenthaltsbewilligung dar, berechtigt aber zum vorübergehenden Aufenthalt in der Schweiz, bis der Schutzbedarf entfällt. Es muss kein ordentliches Asylverfahren durchlaufen werden. Der Familiennachzug ist einfacher. Eine Arbeitserlaubnis wird schneller erteilt. Auch die EU hat ihre Richtlinie zum temporären Schutz zum ersten Mal aktiviert.
Damit könnten vor dem Ukrainekrieg geflüchtete, unbürokratisch in familialen Strukturen bei Verwandten und Bekannten, Zuflucht, Halt und Orientierung in ihrem traumatisierten Zustand erhalten und sich so eher stabilisieren. Vertriebene, die keine Kontakte haben, könnten dann durch das Gastfamilienprojekt der Schweizer Flüchtlingshilfe (SFH) Aufnahme finden. Eine professionelle Vermittlung ist wichtig, da auch Gastfamilien Bedürfnisse haben. So erhalten sie ebenfalls Begleitung und Beratung während dieser Zeit.
Seelische Verletzungen werden alle Vertriebenen ein Leben lang begleiten und benötigen professionelle Hilfe. Das Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit aber ist unbezahlbar.
Jede Spende zählt
Die Zivilbevölkerung wird für einen langen Zeitraum auf humanitäre Hilfe angewiesen sein. Finanzielle Hilfe ist daher ein wichtiger Faktor, flexibel auf die Bedürfnisse vor Ort reagieren zu können. Daher zählt immer jede Spende.
Pater Andrzej Sliwka SAC von der Gemeinschaft der Pallottiner aus Morschach ist priesterlicher Mitarbeiter in Gersau und ab April auch Pfarradministrator der Kirchgemeinde Gersau: "Ich kenne fast alle pallottinischen Mitbrüder, die jetzt in der Ukraine arbeiten, persönlich. Mit den meisten von ihnen habe ich vor meiner Priesterweihe Theologie studiert. Ich weiß, dass sie jetzt sehr unsere Gebete und Hilfe brauchen, unsere Solidarität und das Gefühl, dass wir in dieser schrecklichen Zeit mit ihnen zusammen sind" und bekräftigt: jede Spende kommt 1:1 bei den Schutzbedürftigen an.
Wenn auch Sie die Spendenaktion der Schweizer Pallottiner unterstützen möchten, so richten Ihre sehr geschätzte Spende bitte an:
Missionssekretariat der Schweizer Pallottiner, Konto 90-8756-6,
Vermerk: Ukraine IBAN CH66 0900 0000 9000 8756 6
Herzlichen Dank für jede Unterstützung!
Kirchenrat Gersau